Wolfgang   Engel

Zur 50. Mathematikolympiade 2011 in Deutschland Erinnerungen an mathematische Schülerwettbewerbe und die Förderung mathematisch begabter Jugendlicher in der Deutschen Demokratischen Republik

Preprint series:   Preprints aus dem Institut für Mathematik, Universität Rostock

MSC: 01A70   Biographies, obituaries, personalia, bibliographies
     

Abstract:   In Deutschland wurden an dem von Johann Bernhard Basedow 1774 gegründeten und bis 1793 bestehenden "Philanthropinum" in Dessau erstmals für Schüler mathematische Wettbewerbe durchgeführt. Im 18. Jh. richtete Frankreich den "Concours General", im 19. Jh. Cambridge die "Mathematical Tripos" aus. In Ungarn wurde 1894 der "Eötvös-Wettbewerb" (später "Kürschák-Wettbewerb") abgehalten. In Leningrad fand 1934 erstmals ein mathematischer Schülerwettbewerb unter dem Namen Olympiade statt. Nach dem 2. Weltkrieg begannen in den USA, Polen, Bulgarien, Rumänien und in der Tschechoslowakei mathematische Schülerwettbewerbe. ...
Auf dem Internationalen Mathematiker-Kongress im Mai 1956 in Bukarest, an dem ich als Wissenschaftlicher Assistent des Mathematischen Seminars der Martin-Luther-Universität in Halle zu einem Vortrag eingeladen war, gab es Diskussionen über einen internationalen Mathematikwettbewerb für Schüler (European Math. Soc., Newsletter 74, 2009). Im Jahre 1959 veranstaltete Rumänien die erste Internationale Mathematik-Olympiade (im Folgenden kurz IMO) unter Leitung von Prof. GH. C. MOISIL (1906-1973) statt, an der je 8 Schüler (im Folgenden steht Schüler für Schüler und Schülerinnen) aus Bulgarien, der DDR, Polen, Rumänien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn teilnahmen. Die Mannschaft der DDR stand unter Leitung des Mathematiklehrers Rudolf Nitz (Magdeburg, †). Da die DDR-Schüler nur aufgrund ihrer zwar sehr guten Abiturleistungen ausgewählt, aber in keiner Weise vorbereitet worden waren, schnitten sie nicht gut ab. Die rumänischen und ungarischen Schüler erzielten die besten Ergebnisse. Damit war die IMO der erste internationale Schülerwettbewerb auf mathematisch-naturwissenschaftlichem Gebiet (Physik 1967, Chemie 1968, Informatik 1989, Biologie 1990).
Nach dem schlechten Abschneiden der DDR-Schüler unterstützten die in der DDR Regierenden nunmehr alle Maßnahmen, die zur Verbesserung des Unterrichts und der außerunterrichtlichen Förderung einschließlich der Wettbewerbe in Mathematik führten (1962 sog. "Mathematikbeschluss").


Notes:   Ein Rückblick im Alter von 82 Jahren ist naturgemäß lückenhaft. Ich möchte allen Mathematiklehrerinnen und -lehrern danken, die an den Wettbewerben mitgearbeitet haben, insbesondere den früheren Angehörigen der Sektion Mathematik der Universität Rostock, die auch noch heute den Mathematikolympiaden e.V. (Sitz: Inst. f. Math. d. Univ., 18051 Rostock) leiten.

karin.martin@uni-rostock.de
Seite generiert am 28.06.2010,   09:31   Uhr